Kommt aggressives Verhalten bei Männern häufiger vor, als bei Frauen? Ob Frauen wirklich friedfertiger sind als Männer, wurde bislang noch nicht wissenschaftlich geklärt. Fakt ist, dass Frauen ihre Aggressionen anders ausleben.
Dementgegen wird dem Sexualhormon Testosteron Einfluss auf die Aggression zugeschrieben, was die Männer gewaltbereiter erscheinen lässt. Der eine oder andere Mann nutzt tatsächlich Aggression als Selbstbehauptungsstrategie.
Eine laute Stimme schüchtert den Gegenüber ein. Wer mit Hilfe dieser Taktik in der Vergangenheit seinen Willen durchsetzen konnte, greift gerne immer wieder darauf zurück. Männliches Wutablassen wird zudem von der Gesellschaft eher toleriert. Einer Frau, die ihrem Zorn freien Lauf lässt, bringt man im Kontrast dazu irritiertes Kopfschütteln und Ablehnung entgegen.
Wodurch kann aggressives Verhalten bei Männern entstehen?
Aggression entwickelt sich aus Frustration und Provokation. Die Gründe für ein fortwährend erhöhtes Aggressionspotenzial sind in der Regel in der Kindheit zu suchen. Familiäre bzw. schulische Erziehungsfehler können ebenso wie extreme Belastungen und ein gewaltbereites Elternhaus zu einer gesteigerten Aggression beitragen. Nimmt die Aggressionstendenz erst später im Erwachsenenalter zu, liegen die Ursachen womöglich in einer Krankheit begründet.
Aggression als Reaktion auf negative Gefühle
Auch wenn es eventuell schwerfällt, unkontrollierter Jähzorn lässt sich zwecks Schadensvermeidung in eine andere Richtung lenken. Wut ständig unterdrücken wäre der falsche Weg, sonst findet der innere Druck irgendwann ein Ventil und bricht mit voller Wucht hervor.
Negative Gefühle, die sich anstauen, können zu Schlafstörungen, Nackenschmerzen, Bluthochdruck und Magengeschwüren führen. Außerdem steigt das Risiko für Herzkreislauferkrankungen.
Nebenbei bemerkt: Wut ist genauso ein Gefühl wie Freude, Begeisterung, Angst, Abscheu und Traurigkeit, nicht mehr und nicht weniger.
Tipps zur Aggressionsbewältigung
Wut, Zorn und Aggressionen sollten hinterfragt werden, sonst bekommt man sie nicht in den Griff. Jedes negative Gefühl beinhaltet eine Botschaft, die entschlüsselt werden möchte. Grundsätzlich empfehlen sich folgende Vorgehensweisen:
- Bei Stressbelastung und Anspannung findet nur eine flache Atmung im oberen Brustkorb statt. Deshalb zunächst mehrmals tief durchatmen, um eine ausreichende Sättigung des Sauerstoffbedarfs zu erreichen, was automatisch die körperliche und psychische Belastbarkeit erhöht. Außerdem wird bei der langsamen und tiefen Atmung wertvolle Zeit gewonnen, und es kommt seltener zu Kurzschlusshandlungen.
- Einen Schritt oder noch weiter auf Distanz gehen. Indem räumlich eine größere Entfernung entsteht, erhöht sich auch der Abstand zum Aggressionsauslöser. In dieser Position bleiben unbesonnene Denkweisen aus, die den Ärger zusätzlich anschüren.
- Die Wut analysieren. Was genau hat die extreme Wallung der Gefühle ausgelöst? Ist die Antwort gefunden, sorgen positive Impulse für eine ausgleichende Balance.
Übrigens: Teilen Männer ihren Ärger mit, wird das in vielen Betrieben als kompetentes Vorgehen eingestuft. Bei Frauen heißt es dagegen abwertend, sie seien viel zu emotional.
Aggressivität bei Männern als Merkmal einer Männerdepression?
Reagiert ein bislang relativ ausgeglichener Mann immer häufiger wütend und gereizt, kann es ein Hinweis auf eine sich entwickelnde Depression sein. Landläufig wird diese auch als Männerdepression bezeichnet.
Ehemals wurden die psychischen Störungen, die mit Niedergeschlagenheit, Interessenverlust, Angst und Traurigkeit einhergehen, vorwiegend bei Frauen diagnostiziert, ohne Zugrundelegung, dass sich depressive Männer meist anders verhalten.
Unruhe, Gereiztheit, lautstarke Gefühlsausbrüche und Wut, die sich wie ein Gewitter entlädt, gehören zu den typischen Symptomen, die eine Depression bei Männern begleiten können.
Der wahre Auslöser bleibt oft im Verborgenen
Da das “starke Geschlecht” mehr oder weniger den Weg zum Arzt scheut, insbesondere bei fehlenden organischen Beschwerden, wird die Feststellung einer Erkrankung in vielen Fällen verhindert. Dass es die Seele sein könnte, die rebelliert, steht zunächst sowieso nicht im Bereich des Möglichen.
Allzu oft werden Wutausbrüche auf zu großen Stress geschoben. Oder nervende Mitmenschen tragen die Schuld an plötzlich hochschwallenden Zornattacken. Psychische Erkrankungen kommen für die Mehrheit aller Männer einer fehlenden Willensstärke gleich. Das klassische Rollenbild lässt bei Männern keine Schwäche zu, deshalb bleiben seelische Probleme größtenteils unentdeckt.
Stattdessen erhöht sich das aggressive Verhalten, ein Zustand, der im persönlichen Umfeld höchstwahrscheinlich immer mehr auf Unverständnis stößt. Ohne Diagnose und entsprechende Behandlung stellen Partnerschaftsprobleme bis zur Scheidung und Vereinsamung die unvermeidlichen Konsequenzen dar.
Faktoren, die eine Depression bei Männern begünstigen
- genetische Veranlagung
- pessimistische Lebenseinstellung
- mangelndes Selbstwertgefühl
- unverarbeitete Krisen
- permanente Überforderung
- Suchtprobleme
Hinweis: Bei Stimmungsschwankungen um die Lebensmitte, die meist als Midlife-Crisis verharmlost werden, handelt es sich in aller Regel um eine Depression mit aggressiven, unbeherrschten bzw. zynischen Verhaltensmuster
Wie äußert sich passive Aggressivität?
Im Gegensatz zu jenen, die ihrem Unmut lautstark Luft machen, agieren passiv-aggressive Personen indirekt. Indem sie mit Trotz und Verweigerung passiven Widerstand leisten, nehmen sie Einfluss auf ihr Umfeld.
Mit offenen Konfrontationen können sie nicht umgehen, lieber ziehen sie sich zurück und warten auf eine Gelegenheit zur Revanche. Dabei wird auch gerne zu unlauteren Mitteln, wie Sabotage oder üble Nachrede, gegriffen. Passive Aggressivität geht generell mit einer negativen Grundeinstellung einher.
Die feste Überzeugung, dass andere mehr Glück haben, bietet die ideale Basis für Groll und Neid. Schuld an Misserfolgen tragen immer die anderen, die eigene Person wird als hilfloses Opfer empfunden.
Manipulation gehört gleichfalls zu den Strategien, die passiv-aggressive Menschen gerne zum Einsatz bringen, um bei Angehörigen und Arbeitskollegen ein schlechtes Gewissen zu erzeugen.
Aggressives Handlungsweisen bei Männern im hohen Alter
Reagieren betagte Männer zunehmend grantig, boshaft und beleidigend, kann es die Auswirkung einer beginnenden Demenzerkrankung sein (siehe auch Demenz Aggression).
Merken die Betroffenen, dass ihr Erinnerungsvermögen stark nachlässt, sind Beschimpfungen keine Seltenheit. In Wahrheit steckt hinter diesem Verhalten Hilflosigkeit. Wer früher aktiv im Leben stand, akzeptiert das Gefühl von Abhängigkeit nicht. Fühlen sich die Senioren nicht verstanden, bleiben verbale Attacken nicht aus.
Problematisch wird die Situation für pflegende Angehörige, wenn selbst Kleinigkeiten immer häufiger im Streit enden. Demenz ruft einen Orientierungsverlust hervor, indem Nervenzellen absterben und das Gehirngewebe zurückgeht. Dieser Prozess vollzieht sich über mehrere Jahre. Bei fortschreitender Erkrankung lässt sich oftmals nur noch eine Heimunterbringungen realisieren.
Fazit:
Wenn sich Männer auffallend aggressiv gebaren, kann es sich sowohl um einen persönlichen Charakterzug als auch um eine Erkrankung handeln.
Das Elternhaus zählt zu den Risikofaktoren, die zu einer erhöhten Gewaltbereitschaft beitragen. Lernt das Kind, Konflikte mit Gewalt zu lösen, bleibt dieses Verhalten oftmals ein Leben lang bestehen.
Eine erst später auftretende Neigung zu Aggression ist bei Männern möglicherweise mit einer so genannten Männerdepression verknüpft.