Umgang mit Wut

Wut führt zur Ausschüttung von Stresshormonen. Diese Überlebensstrategie stimmte unsere Vorfahren perfekt auf die beiden möglichen Entgegnungen auf eine Bedrohung ein: Kampf oder Flucht. Mit der geballten Ladung Adrenalin forderten die Menschen in früheren Zeiten ihre Widersacher entweder zum Kampf heraus oder die Beine bewiesen ihre Schnelligkeit, wenn die Konfrontation von vornherein zum Scheitern verurteilt war.

Der richtige Umgang mit Wut trägt zum seelischen und körperlichen Wohlbefinden bei

Während es in geschichtlicher Vorzeit tatsächlich oftmals um Leben oder Tod ging, gerät der Mensch von heute bereits bei Nichtigkeiten in Rage. Ständige Aufregung schadet dem Herzen. Andererseits kann unterdrückte Wut ebenfalls gesundheitliche Beschwerden hervorrufen. Welches Verhalten eignet sich am besten bei Ärger und Wut?

Strategien im Umgang mit Wut

Einerseits heißt es, Wut und Ärger wollen an die Oberfläche und dürfen nicht verdrängt werden, damit sie nicht nachwirken. Im Gegensatz dazu verlangt die Erziehung einen beherrschten Umgang mit der Wut. Ärger freien Lauf gewähren schickt sich nicht. Wohlerzogene Menschen bleiben deshalb stets besonnen und rasten niemals aus. Souveränität bedeutet in diesem Fall Kontrolle über den Körper, der in Wirklichkeit ganz anders reagieren möchte. Dabei zählt Wut genauso zum menschlichen Naturell wie Freude und Angst.

Umgang mit Ärger und Wut

Wut und Ärger gehen meist mit Kritik, Demütigung oder Kränkung einher. Gegebenenfalls kommt noch das Gefühl, nicht ernst genommen zu werden, hinzu. Als weitere Reaktion folgt aus verständlichen Gründen die Überzeugung, dass der andere verletzen will und sich aus böser Absicht diffamierend benimmt. Da jeder im Grund seines Herzens gemocht werden möchte, stellt der andere eine Bedrohung dar, weil er Ablehnung demonstriert.

Je mehr Selbstwertgefühl jemand besitzt, desto weniger bedrohlich wird Zurückweisung empfunden. Wer Wut und Ärger bekämpfen möchte, sollte sich zunächst um das eigene Selbstbewusstsein kümmern. Minderwertigkeitsgefühle entstehen in der Regel im Kindesalter, wenn Tadel, Ablehnung oder sogar Missbrauch zum Alltag gehören. Menschen, die unter diesen Bedingungen groß werden, meinen auch später noch, sie müssen immer perfekt sein, damit sie geliebt werden.

Die kleinste Kritik kratzt am Ego. Ein selbstbewusster Mensch steht zu seinen Defiziten und fürchtet sich nicht vor Vergleichen mit anderen Personen. Nachstehend ein paar Anregungen, die zur Steigerung des Selbstwertgefühls beitragen können:

  • Jeder Mensch entscheidet selbst, ober er sich für liebenswürdig hält oder nicht.
  • Selbstwert hat nichts mit Aussehen, Schulbildung oder Ansehen zu tun.
  • Die eigenen Fehler und Schwächen akzeptieren, denn sie gehören zur Persönlichkeit.
  • Sind wir von unserem Selbstwert überzeugt, kann ihn niemand mindern oder infrage stellen. Kritik, auch nicht berechtigte, prallt weitgehend an uns ab.
  • Vergangenes lässt sich nicht mehr ändern. Fehler sollten deshalb möglichst schnell abgehakt und zu den Akten gelegt werden.
  • Vergleiche mit anderen entfachen Unzufriedenheit. Wer den Fokus auf die eigenen Fähigkeiten lenkt, steigert sein Selbstbewusstsein.

Buddhismus und der Umgang mit Wut

Buddha sagte einst:

An seinem Ärger festzuhalten ist genauso wie eine glühende Kohle in die Hand zu nehmen, um sie nach jemandem zu werfen. Du bist derjenige, der sich verbrennt.

Siddhartha Gautama Buddha (ca. 563-483 v. Chr.)

Der in Nordindien lebende Religionsstifter wollte damit zum Ausdruck bringen, dass länger anhaltende Wut nur der eigenen Person Schaden zufügt. Weshalb sich also über Maßen ärgern? Die dazu nötige Energie lässt sich viel besser für die schönen Dinge des Lebens nutzen. Manchmal resultiert Wut aus zu hohen oder falschen Erwartungen. Werden sie nicht erfüllt, kommt es zu Frustration und Enttäuschung. Innerer Frieden geht mit einer gewissen Genügsamkeit einher. Meist reicht bereits ein etwas geringerer Anspruch.

Umgang mit Trauer und Wut

Trauer bezieht sich in erster Linie auf die Emotion beim Tode eines nahestehenden Menschen. Der Verlust kann auch mit dem Ende einer Lebensphase oder einer Beziehung einhergehen. Die Gemütsstimmung ist geprägt von Niedergeschlagenheit, Wehmut und fehlender Lebensfreude.

Wut und Trauer erscheinen auf den ersten Blick als sehr differenzierte Emotionen, dabei weisen sie starke Ähnlichkeiten auf. Die Unterscheidung liegt hauptsächlich in der Ausdrucksform. Während sich Wut nach außen richtet, dringt Trauer tief nach innen. Trauer muss deshalb wie eine Wunde heilen, was Zeit beansprucht.

Konstruktiver Umgang mit der Wut

Fakt ist, dass man Menschen nicht ändern kann. Selbst das Reden mit Engelszungen führt bei anderen Personen zu keiner Verhaltensänderung, solange sie vom Gesagten nicht überzeugt sind. Jeder hat aber die Möglichkeit, sich selbst zu verändern. Wenn wir uns nicht mehr so benehmen wie bisher, müssen sich unsere Mitmenschen notgedrungen auch anders verhalten. Jeder hat zudem das Recht auf eine eigene Meinung. Das betrifft sowohl uns als auch unsere Mitmenschen. Freilich kann es uns ärgern, wenn jemand etwas sagt, was uns nicht passt. Das ist allerdings die Sicht der Dinge dieser Person, die nicht mit unserer Denkweise übereinstimmen muss. Bleibt nun diese Meinung dort, wo sie hingehört, und wird von uns nicht angenommen, gibt es für uns genau genommen keinen Grund für Wut.

Umgang mit Aggression und Wut

Emotionen wollen gelebt werden. Menschen, die ihre Wut immer unterdrücken, stumpfen mit der Zeit so ab, dass sie irgendwann auch keine angenehmen Gefühle mehr empfinden. Ärger braucht also ein Ventil, damit nicht eines Tages ein Tropfen das Fass zum Überlauben bringt. Wut ist normalerweise nicht von langer Dauer. Hält die emotionale Erregung nachhaltig an, handelt es sich um Groll, der aggressive Züge aufweisen kann. Verbitterung schränkt die Möglichkeiten für positive Erfahrungen stark ein, weshalb sie möglichst schnell überwunden werden sollte.

Umgang mit Wut bei Kindern

Ruhe bewahren lautet im Allgemeinen die Empfehlung beim Umgang mit wütenden Kindern. Aus gutem Grund, denn das Zurückschreien treibt den Zorn nur noch weiter in die Höhe. Wurde etwas verboten, sollten Eltern konsequent bleiben, damit das Kind begreift, dass mit Brüllen nichts erreicht wird. Kleinkinder lachen meist schnell wieder, sobald sie sich beruhigt haben. Ist der Nachwuchs schon größer, sollte ihnen ein Gespräch angeboten werden, sobald sich der Zorn gelegt hat. Kinder, die über ihren Verdruss sprechen können, verarbeiten Wut viel leichter.

4 Übungen zum Umgang mit Wut

  1. Eine veränderte Sichtweise bringt manchen Ärger rasch zum Schmelzen. Das beste Beispiel stellt das halbvolle bzw. halbleere Glas dar. Der Missmut über einen zusätzlichen Fußweg wird zum Beispiel zu einer positiven Angelegenheit, wenn Fitness und frische Luft in den Vordergrund rücken.
  2. Manche Menschen erzählen ihren Ärger möglichst vielen Menschen, was jedes Mal zu erneuter Aufregung führt. Wirkungsvoller wären Selbstgespräche, die mit den Worten: „Ich bin ein wertvoller Mensch.“ beginnen.
  3. Alte Gedankenmuster wie: „Immer bin ich der Dumme!“ auf kleine Zettel notieren und feierlich verbrennen, um sich von ihnen zu verabschieden.
  4. Für sich selbst einen Mittelweg finden, der zwischen Ärger in sich hineinfressen und hemmungslosen Wutattacken liegt.