Wutanfälle bei Kleinkindern

Es geht um Selbstbehauptung, wenn der Nachwuchs im Kleinkindalter mit Trotz reagiert. Mit dem Erkennen der eigenen Persönlichkeit besteht immer öfter der Wunsch nach dem eigenen Willen. Etwa im Alter von zwei Jahren beginnt die üblicherweise als Trotzphase bezeichnete Entwicklungsstufe. Das Aufbegehren des Kindes ist in diesem Alter vollkommen normal.

Die Nerven betroffener Eltern liegen bisweilen blank, wenn sich der Nachwuchs mit allen erdenklichen Mitteln durchsetzen möchte. Die kindlichen Aggressionen bewältigen entpuppt sich als schwierige Aufgabe, die gelöst werden will. Den kleinen Dickschädel einfach nicht beachten lässt sich einerseits nicht verwirklichen, andererseits dient ein solches Verhalten nicht unbedingt der Erziehung. Sich auf einen nicht enden wollenden Streitdialog mit dem Kind einzulassen, führt zu keinem Ergebnis und bedeutet jede Menge Stress.

Während der Trotzphase sind Wutanfälle bei Kleinkindern unumgänglich.

Interessant dürfte für alle Eltern sein, dass Kleinkinder nur bei den Menschen aufbegehren, bei denen sie sich geborgen fühlen. Kinder in der Trotzphase möchten vieles ausprobieren. Bei ständigen Verboten kann sich kein Selbstwertgefühl entwickeln. Jedes Kind braucht aber auch Grenzen, denn sie dienen ihm als Halt und Orientierung. Führen alle Wutanfälle zum Erfolg, empfindet ein Kind diese Taktik als überaus lohnenswert und wird nicht mehr darauf verzichten wollen. Es besteht die Gefahr, dass sich das aggressive Verhalten im Verlauf der weiteren Entwicklung etabliert.

Wie auf Wutanfälle bei Kindern reagieren?

Es geht nicht ums Ärgern der Eltern, wenn sich der Nachwuchs in ein brüllendes Monster verwandelt. Ein zweijähriges Kind kann seine Wut noch nicht steuern und kennt keine andere Möglichkeit zum Ausdruck seiner Emotion.

Nachstehend ein paar Tipps, damit die Strapazen der Eltern nicht überhandnehmen:

  • Erst mal tief durchatmen und langsam bis 10 zählen schont die Nerven und dient der Kräftesammlung für Körper und Geist.
  • Eventuell flaut der Wutanfall relativ schnell ab, wenn das Kind für kurze Zeit allein im Raum gelassen wird.
  • Es gibt Mütter, die fangen laut an zu singen, damit sich das Kind beruhigt.
  • Wutanfälle bei Kleinkindern lassen sich oftmals ausbremsen, wenn der Schreihals in den Arm genommen und liebevoll gedrückt wird.
  • Beim Anziehen kann es von Vorteil sein, immer gleich zwei Pullis und zwei Hosen zu präsentieren. Das Kind kann seinen freien Willen äußern, indem es sich für eines der beiden Kleidungsstücke entscheiden darf.
  • Manchmal hilft nur die Flucht, indem ein Geschäft mit dem kreischenden Kind verlassen wird.
  • Hat sich das Kind wieder beruhigt, sollte der Vorfall abgehakt werden. Auf keinen Fall mit Liebesentzug strafen, denn das käme einer seelischen Verletzung gleich.

Wann ist die Trotzphase überstanden?

Ein Trost für alle Eltern: Alles geht irgendwann einmal zu Ende, zum Glück auch die nervenaufreibende Zeit der gehäuften Wutanfälle des Nachwuchses während der Trotzphase. Die Zeit des Aufbegehrens neigt sich in der Regel mit dem Kindergartenalter dem Ende zu.

Weil sich Kleinkinder bei ihren Attacken wie Rebellen aufführen, ähnlich wie Jugendliche in den Flegeljahren, trifft die Bezeichnung „kleine Pubertät“ den Nagel auf den Kopf. Bei beiden Phasen handelt es sich genau genommen um einen Übergang in die nächste Entwicklungsstufe im Leben eines Menschen. Kinder brauchen viel Geduld und Liebe, insbesondere wenn sie sich in einem schwierigen Alter befinden.

Mögliche Ursachen für den Wutanfall eines Kleinkindes

Meist liegt der Grund für einen Wutanfall klar auf der Hand, wenn zum Beispiel das Aufräumen der Spielecke verweigert wird oder keine Lust auf einen Spaziergang besteht. Es gibt aber auch Situationen, in denen der geballte Zorn eines Kleinkindes für Erwachsene willkürlich erscheint.

Der Zorn gerät von einem Augenblick auf den anderen an die Oberfläche, obwohl kein plausibler Auslöser ausgemacht werden kann. Die übergroße Gereiztheit entwickelt sich offenbar aus dem Nichts.

Diese Vermutung entspricht aber nicht den Tatsachen, denn es existiert immer eine Veranlassung, eventuell eine unbewusste, die den Wutanfall eines Kleinkindes hervorruft.

Nachfolgend die Gründe für kleinkindliche Wutanfälle, unterteilt in 3 Kategorien:

1. Frustration und Ärger

Bei Kleinkindern ist die Frustrationsgrenze schnell überschritten. Übermüdung und Reizüberflutung sind Faktoren, die das Eskalieren noch beschleunigen. Gelegentlich reicht es, wenn beim Spielen etwas nicht wie gewünscht funktioniert.

Manchmal handelt es sich nach Meinung von Erwachsenen um Kleinigkeiten, die bei Kleinkindern zu einem Koller führen. Ein vernünftiges Gespräch ist in solchen Momenten nicht möglich. Zurückschreien entfacht höchstwahrscheinlich die nächste explodierende Emotion.

Die Achterbahnfahrt der Gefühle verunsichert die Eltern, denn eigentlich wollen sie ihrem Kind lediglich Orientierung bieten. Stattdessen fühlen sie sich während eines Wutanfalls völlig machtlos.

Kleinkinder können sich auch passiv aggressiv benehmen, indem sie ein Trotzverhalten an den Tag legen und dadurch ihre Frustration zum Ausdruck bringen.

2. Machtkämpfe

Wie verhalten sich Eltern richtig? Einerseits möchten sie ihren Kindern einen gewissen Verhandlungsspielraum einräumen und nicht als unnachgiebige Diktatoren wahrgenommen werden. Andererseits erfordert der Alltag Regeln, ohne die ein Miteinander nicht gelingt.

Sich schreiend widersetzen erzeugt bei den Eltern Druck. Nachgeben als denkbare Konsequenz wirkt sich nur für den Moment vorteilhaft aus. Geht der Plan des Kindern auf, indem es mit Hilfe eines Wutanfalls seinen Willen durchsetzt, lässt sich dieses Verhalten jederzeit wiederholen.

Was einmal zum Ziel geführt hat, erweist sich sicherlich auch in Zukunft erfolgreich. Deshalb besser nicht auf Machtkämpfe einlassen, damit das Kind weiß, dass ein „Nein“ nicht mit Schreien und Toben zu einem „Ja“ umgedreht werden kann.

3. Aufmerksamkeit einfordern

Fühlt sich ein Kind nicht beachtet, hat ein Wutanfall die perfekte Lösung des Problems zur Folge. Besser eine negative Aufmerksamkeit erzeugen, als gar keine. Um sich in den Mittelpunkt zu rücken, hilft eine lautstarke Wutattacke ungemein.

Innerhalb eines Moments richten sich alle Blicke auf den kleinen Schreihals und genau das war die Absicht. Stellt sich die berechtigte Frage, ob das Kind wirklich unter einem Aufmerksamkeitsdefizit leidet, oder ob es lediglich Machtspielchen austragen möchte.

Kinder, die nicht nur getadelt, sondern täglich immer wieder gelobt werden, reagieren in aller Regel positiv. Anerkennungen und Ermutigungen schenken Anerkennung und stärken das Selbstvertrauen. Erzwungene Aufmerksamkeit ist dann nicht mehr nötig.

Tipps zum Abreagieren

Dampf ablassen schmälert den inneren Druck. Erhält das Kind Gelegenheiten zum Abreagieren, bleibt die nach außen tretende Aggression aller Voraussicht nach überschaubar. Vielleicht dient ein Boxsack, der bei Bedarf ordentlich verdroschen werden darf, in der Wohnung als „Notfall-Accessoire“.

Mit alten Katalogen oder Zeitungen, die zum Zerreißen bereitliegen, lässt sich ebenfalls Wut abbauen. Idealerweise entwickelt sich das Abreagieren zum Ritual und das Kind macht im Akutfall von ganz alleine von den angebotenen Möglichkeiten Gebrauch.

Aggression: Warum sie für uns und unsere Kinder notwendig ist
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