Frustrations Aggressions Theorie

Was genau wird unter Frustrations Aggressions Theorie  verstanden und in welchem Zusammenhang stehen Frustration und Aggression?

Frustration bedeutet das Versagen eines Wunsches. Anders ausgedrückt, geht es um das Ausbleiben einer erwarteten Befriedigung bzw. das Nichtzustandekommen einer beabsichtigten Zielerreichung.

Frustrierter Mensch

Frustration kann auch schnell in Aggression umschlagen

Frustration enthält das lateinische Wort „frusta“ für „vergeblich.“ „Frustratio“ heißt übersetzt „Täuschung einer Erwartung“, was den Sachverhalt recht gut umschreibt. Wenn salopp von Frust gesprochen wird, ist eher eine nicht genau definierte Unzufriedenheit gemeint.

 


 

Die Frustrations-Aggressions-Theorie vertritt die Annahme, dass Aggression als Folgeerscheinung von Frustration entsteht

Der amerikanische Psychologe John Dollard (1900 – 1980) gilt als Publizist der ursprünglichen Frustrations-Aggressions-Hypothese, die besagt, dass Aggression immer die Konsequenz von Frustration darstellt.

Aus dem Jahre 1938 stammt diese Ansicht, die sich annäherungsweise auf die freudsche Auffassung „Aggression ist eine Folge von Versagungen“ bezieht.

Bei Dollard fand jedoch, anders als bei Freud, ein biologisch verankerter Trieb keine Berücksichtigung. Es fehlte auch der Bezug auf den jeweiligen Gefühlszustand der betreffenden Person.

John S. Dollard: Psychologe und Sozialwissenschaftler

Der Fürsprecher der Frustrations-Aggressions-Hypothese studierte an der University of Wisconsin und promovierte im Jahre 1931 an der Universität von Chicago zum Doktor der Philosophie.

Um die Psychoanalyse näher kennenzulernen, absolvierte John Dollard eine einjährige Ausbildung unter der Leitung des österreichischen Psychoanalytikers Hanns Sachs, einem früheren Mitarbeiter Sigmund Freuds.

Sachs lebte und arbeitete zu dieser Zeit in Berlin. Nach 1932 verbrachte Dollard den Rest seiner beruflichen Laufbahn in Yale, wo er am Institute of Human Relations der Yale University zum Führungsmitglied aufstieg. 1942 wurde ihm die Professur verliehen, ab 1952 trug er den Titel Full Professor.

Die von Dollard konzipierte Frustrations-Aggressions-Theorie ging zunächst von folgenden 3 Ansichten aus:

  1. Bei Aggression muss immer vorher eine Frustration stattgefunden haben.
  2. Frustration löst stets eine Art von Aggression aus.
  3. Je größer die Frustration, desto extremer die daraus resultierende Aggression.

Die Frustrations Aggressions Theorie von Dollard in der Kritik

Schon bald nach Veröffentlichung der Hypothese gab es die ersten Gegenworte. Unter anderem wurde die fehlende Berücksichtigung der unterschiedlichen Frustrationsformen bemängelt.

Neal E. Miller (1909 – 2002), der ebenfalls in Yale forschte und lehrte, beteiligte sich schließlich an der Weiterentwicklung der Frustrations-Aggressions-Theorie. Von ihm stammt der Begriff „Aggressionsverschiebung“. Gemeint sind damit Abwehrmechanismen in der Form von aggressivem Handeln gegen Ersatzobjekte, wenn das eigentliche Objekt der Aggression zu mächtig erscheint.

Das können unbeteiligte, in der Regel schwächere Personen sein. Unter Umständen wendet sich die Aggression auch gegen Tiere oder Gegenstände. Selbst eigene Verletzungen werden nicht ausgeschlossen, wenn sich jemand selbst zum Ersatzobjekt degradiert.

Aus heutiger Sicht besteht zwischen Frustration und Aggression kein obligatorischer Zusammenhang. Gemeinhin wird die Meinung vertreten, dass durch Frustration Anreize für diverse Verhaltensweisen entstehen. Aggression kann eine davon sein. Demzufolge hat Frustration nicht zwangsweise Aggression zur Folge, sondern stellt lediglich eine von verschiedenen Grundlagen dar.

 


 


Positive und negative Emotionen

Emotionen nehmen bei den psychologischen Beweggründen für Aggression eine nicht zu unterschätzende Rolle ein. Eine klare, auf wissenschaftliche Erkenntnisse basierende Definition für Emotion gibt es nicht.

Der Begriff „Emotion“ wurde einerseits der französischen Sprache entnommen: „émouvoir“, zu deutsch bewegen, erregen, erschüttern, irritieren bzw. agitieren.

Andererseits existiert im Lateinischen das Wort „emovere“, das in der Übersetzung herausbewegen oder emporwühlen heißt. Im Allgemeinen steht das Wort „Emotion“ für Gefühl, Gemütsbewegung oder seelische Erregung.

Emotion mit Gefühl gleichzusetzen, kommt der eigentlichen Bedeutung nicht in vollem Umfang nach. Vielmehr handelt es sich um eine Gefühlsregung, die als Reaktion auf äußere Umstände oder seelische Vorstellungen auftritt, demnach eher in Richtung Affekt gehend.

Im Gegensatz zu Stimmungen, sind Emotionen in der Regel kurz und intensiv. Die Frustrations-Aggressions-Theorie verknüpft Enttäuschung mit einem aggressiven Verhalten.

Zu den primären Emotionen zählen Angst, Ärger, Ekel, Enttäuschung, Freude, Frustration, Furcht, Hass, Interesse, Liebe, Mitleid, Neid, Scham, Schuldgefühl, Sympathie, Trauer, Überraschung, Verachtung, Vertrauen, Verzweiflung, Widerwillen, Wut und Zorn.

Etliche davon werden in der Gesellschaft als negativ betrachtet. Im Laufe der Evolution waren aber alle Emotionen notwendig, sonst hätte sich die Menschheit nicht weiterentwickelt.

Hier einige Beispiele:

  • Angst schützt vor gefährlichen Situationen.
  • Ärger bietet im günstigsten Fall die Grundlage für positive Veränderungen.
  • Neid motiviert womöglich zu einer höheren Leistung.
  • Enttäuschung kann zu dem Bewusstsein führen, dass Erwartungen nicht so hoch angesetzt werden sollten.
  • Ekel aufgrund verdorbener Nahrung bewahrt vor Krankheiten.

 


 

Fazit:

Entgegen der ersten Fassung der Frustrations-Aggressions-Theorie mit der Aussage, Frustration muss immer zu einer Form von Aggression führen, vertritt die Wissenschaft heute die Meinung, dass Aggression in erster Linie erlernt wird.

Entweder bekommt ein Kind Aggressivität vorgelebt oder aggressives Verhalten führte bereits mehrfach zum Erfolg und kommt deshalb weiterhin zur Anwendung.